Burg / Festung Hohentwiel:


Die erste nachweisliche Besiedelung des Hohentwiels:


Der Hohentwiel ist mit einer Fläche von 90000 m² (9 Hektare) eine der Größten und zugleich ältesten Festungen  in Deutschland.<br>
Wie zuverlässige Siedlungsspuren auf dem Hohentwielberg bezeugen war er schon in der Bronzezeit  (1200-750 v. Chr.) besiedelt. Bei Ausgrabungen unterhalb der Steilfelsen auf einer Terrasse wurden verschiedene Funde gemacht, die darauf schließen lassen das auf dem Berg eine Höhensiedlung war, die im Zuge der Mittelalterlichen Bebauung zerstört wurde.
Die Entstehung der Burg Hohentwiel:

Ihre Entstehung hat die Burg in den dramatischen Jahren der ersten deutschen Reichsgründung im 9. Jahrhundert. Nach dem Tod des letzten Karolingers (911 n. Chr.) machen sich die mächtigen Adelsfamilien des Südwestens daran, das schwäbische Herzogtum, das von den Karolinger zerschlagen wurde, wieder zu erneuern.<br>
Der damalige König Konrad I. (Regierungszeit: 911-919) versuchte jedoch mit militärischen Mitteln, die Entstehung einer neuen territorialen Macht im Süden von Deutschland zu verhindern. Um gegen die  militärischen übergriffe von König Konrad I. bestehen zu können wurde 914 eilig eine Festungsanlage auf dem Twiel errichtet die dann auch schon im folgenden Jahr von König Konrad I. erfolglos belagert werden sollte. Als der König dann auch noch im selben Jahr bei einer offenen Feldschlacht bei Wahlwies (nähe Stockach) eine weitere Niederlage hinnehmen musste blieb ihm nichts anderes übrig als das neu gegründete Herzogtum anzuerkennen.<br>
Unter den jetzt siegreichen und mächtigen Adligen im Südwesten Deutschlands gelang es einem rätischen Grafen namens Burghard, das neugeschaffene schwäbische Herzogtum 917 fest im Deutschen Reich zu verankern. Die Nachkommen Graf Burghards waren es die den Hohentwiel zu einer Herzogsresidenz ausbauten. Am engsten verbunden war Herzog Bureghard III mit dem Hohentwiel. Er gleichsam ein enger Vertrauter König Ottos des Großen war und zählte zu den Besiegern der Ungarn auf dem Lechfeld (955 n. Chr.). Herzog Burghard III erweiterte den Hohentwiel zu einem glanzvollen Herrschaftszentrum. Mit einem Kloster das er noch kurz vor seinem Tod errichten ließ wollte er wohl noch etwas für sein Seelenheil tun, er konnte die Fertigstellung des Klosters jedoch nicht mehr miterleben. Nach dem Tod Burgards III gelang es jedoch seiner 20 Jahre jüngeren Frau Herzogin Hedwig den Klosterbau zu vollenden und 27 Mönche zum Hohentwiel zu holen.<br>
Es ging der Herzogin jedoch weniger um die sakrale Aufwertung Ihres Witwensitzes als um die Möglichkeit immer noch in die Reichspolitik eingreifen zu können, was sie dann auch vom Hohentwiel aus tat, obwohl schon längst andere Herzöge Schwaben regierten.</p>
„Herzogin Hedwig dürfte den meisten weniger als historische Persönlichkeit denn als Romanfigur bekannt sein aus dem Roman Ekkehard der von Joseph Viktor von Scheffel verfasst wurde.“



Der Hohentwiel im 11. –13. Jahrhundert:

Das 11. Jahrhundert war die Zeit des Investiturstreits. Auf bislang ungeklärte Weise geriet der Hohentwiel in den Besitz der Herzöge von Zähringen, die neben den Welfen und Staufern zu den bedeutensden Dynastien im 11. Jaghundert gehörten. Ihre politische Einflussnahme riss den Hohentwiel in einen Strudel von Bürgerkriegsähnlichen Ereignissen des sogenannten Investiturstreits in Süddeutschland. Die kirchliche Reformbewegung Papst Gregors VII. (1073-1085), der dem Keiser das Recht auf die  Einsetzung (Investitur)der Bischöfe streitig machte sollte sich quer durch Bevölkerung, Adel und Kirche ziehen und für große Tumulte sorgen. Als Reaktion stellte die Reformpartei Papst Gregors VII. mit Rudolf von Rheinfelden einen Gegenkönig auf. Dessen Frau Adelheid wurde 1079 auf dem Hohentwiel in Sicherheit gebracht. Diese Episode aus der Geschichte des Hohentwiels zeigt, dass die Festung schon zu damaligen Zeiten als Herrschaftssitz genügen konnte.<br>
Während des Bürgerkriegs, der seit 1077 am Bodensee wütete gelang es dann dem Keiserfreundlichen Abt Ulrich von St. Gallen 1086 den Hohentwiel unter seine Herschaft zu bringen, was allerdings wohl nicht mit militärischen Mitteln sonder mit List oder Überredung geschah. Seine Macht hielt sich 35 Jahre auf dem Hohentwiel, bis 1122 sich die Zähringer die Burg mit dem militärischen Eingriff in die St. Galler zurückholten.<br>
Die Zähringer setzten dann im verlauf der Jahre die Herren von Singen als Burgherren ein, die sich jetzt „von Twiel“ nennen sollten. Die Herren von Twiel blieben im Besitz des der Burg bis zum Ende des 12. Jahrhundert und machten aus dem Herzogssitz eine normale Burg.


Der Hohentwiel vom 13. – 15. Jahrhundert:


Auf dem Höhepunkt seiner Macht angekommen erwarb im Jahre 1300 Albrecht von Klingenberg der Bruder des damaligen Bischofs von Konstanz den Hohentwiel.<br>
Da allerdings das Klingenberg Geschlecht sozusagen die Dienstleute der Habsburger waren und jene im Konflikt mit den Eidgenossen (Schweizern) standen, die sich von den Habsurgern lösen wollten, blieb den Klingenbergern nichts anderes übrig als Seite an Seite mit den Habsburgern gegen die Eidgenossen zu kämpfen.<br>
Alleine beim Kampf gegen die Eidgenossen verloren die Klingenberger fünf Familienmitglieder auf den Schlachtfeldern ihr Leben. Caspar von Klingenberg erlangte allerdings in dieser Zeit höchst einflussreiche Positionen so war er zum Beispiel auch bis zu seinem Tode 1439 Mitglied in der Ritterschaft St. Georgenschild die im Hegau beheimatet war.<br>
Das 15. Jahrhundert brachte vor dem Hintergrund des allgemeinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruchs den Niedergang des Geschlechts.<br>
Einige Angehörige der Familie gerieten in den Ruch des Raubrittertums als sie die verarmten Ritter des St. Georgenschildes begünstigten und mit ihnen reiche Kaufleute mit Booten auf dem Bodensee oder in den weit ausgedehnten Wäldern des Hegaus überfielen, was zur Folge hatte das der Hohentwiel, wie auch andere Burgen und Städte wie Radolfzell der Hauptsitz der Ritterschaft St. Georgenschildes 1464 in der Werdenberger Fehde belagert werden sollte.
Als folge der Belagerung und der in Ungnade gefallenen Familie verloren die Klingenberg ihr Hab und Gut und waren gezwungen sich zu verschulden um den Hohentwiel halten zu können.<br>
Auf dem Hohentwiel wurde es nun eng, denn nun lebten zwei Familienzweige gemeinsam auf der Burg mit zeitweilig 19 Kindern, was zur Folge hatte das es Streitereien unter der Familie gab die nur für kurze Dauer beigelegt werden konnten. Durch die unterschiedliche politische Orientierung der Klingenberger geriet die Ritterburg in das Augenmerk der mächtigen Nachbarn die sich den Hohentwiel unbedingt einverleiben wollten. So bekam dann auch 1511 Ulrich von Württemberg die zugangsrechte auf die Burg was zur Folge hatte das er die Klingenberger verdrängte und schließlich 1521 über Kauf in den Besitz der Burg kommen konnte.

Der Hohentwiel im 16. – 18. Jahrhundert:


Der Hohentwiel war nun eine Württenbergische Landesfestung und die Besatzung der Burg bestand im 16. Jahrhundert aus bis zu 50 Soldaten, sogenannten Guardiknechten. Diese hatten zum Teil Familien, so das auf der Burg bis zu 100 Personen wohnten. Natürlich mussten die „Burgbewohner“ sich selbst versorgen was, so das nur Soldaten mit Handwerkserfahrung eingestellt wurden. Diese Selbstversorgende Struktur sollte bis zum Auflösen der Festung bestannt haben.<br>
Im 30 Jährigen Krieg sollte der Hohentwiel unter der Führung des Kommandanten Konrad Widerholt noch einmal zu einer Zentralen rolle gelangen. Die Reformation hatte in Deutschland Einzug gehalten und die Württemberg schlugen sich wie die Schweden auf die Seite der Protestanten. Nach der Niederlage von Nördlingen wurde Württemberg von den Bayern besetzt, Herzog Eberhard III. musste nach Straßburg fliehen und der Hohentwiel war das einzige ihm verbliebene Territorium. Mit der Rückendeckung von Frankreich gelang es Konrad Widerholt den Wiederstand gegen 5. kaiserliche, bayrische oder spanische Blockaden zu organisieren. Worauf 1641 die Erzherzogin von Österreich / Tirol 1641 den Hohentwiel belagern ließ. Um die Festung einzunehmen versuchte die Herzogin Felsen und Befestigung mit Kanonen zum Einsturz zu bringen, was Ihr aber nicht gelingen wollte da der Kommandant Konrad Widerholt immer wieder mit seinen Truppen in die Reihen der Herzogin vorstieß und ihr große Verluste bescherte. Im Winter 1641 wurde es dann schwer für Konrad Widerholt den Hohentwiel zu halten, da in den Zisternen nur fauliges Wasser war und sich langsam Epidemien unter den Soldaten breit machten und so gelang es der Herzogin Claudia von Österreich mehrfach den Vorhof einzunehmen. Doch die Lage sollte sich dann doch noch zum Guten für Widerholt wenden, da im Januar 1642 die verbündeten Truppen von Frankreich eintrafen und der Belagerung ein Ende machten.<br>
Als die Blockade schließlich beendet war sorgten die gefürchteten Haudegen die Festung mit Raubzügen in der weiten Umgebung mit Wein, Getreide und Vieh.<br>
Im Jahre 1650 übergab der legendäre Kommandant Konrad Wiederhold die Festung Hohentwiel unversehrt an seinen Herzog Eberhard III. und trat vom Kommando der Festung zurück.<br>
Die Zeit zwischen 1650 und 1800 brachte für die württenbergische Festung und Garnison 150 Jahre relativ ruhige Jahre. Nur ende des 17. Jahrhunderts anlässlich der Kriegsereignisse 1678 und 1698- stellte man sich auf die Auseinandersetzung gegen die Franzosen ein und erhöhte die Zahl der Soldaten verübergehend auf 300 Mann.<br>
1735 erfuhr die Festung nach Plänen des Ingenieur-Hauptmanns Sanuel von Herbort ihren letzten Ausbau mit der für diese Zeit typischen Sternenform. Mit vorgelagerten Bastionen umfasste die Festung nun 90000m² Fläche.

Das Ende der Festun Hohentwiel 1800 unter Napoleon:

Als am 1. Mai 1800 die Französischen Truppen, aus der Schweiz kommend, bis nach Singen vorstießen, forderte ihr General Vandamme die Hohentwiel-Kommandanten, zur Übergabe der Festung auf. Auf grund des schlechten Zustandes der Festung und der Erkenntnis das jeder Wiederstand aus diesen Gründen zwecklos wäre übergaben die Kommandanten den Hohentwiel den Französischen Truppen, welche die Festung auf ausdrücklichen Befehl Napoleons unbewohnbar machen sollten, was sie dann auch taten und der Festung damit das heutige Aussehen gaben.